Im Interview mit der Thurgauer Zeitung vom 30.8.2019 habe ich die Gelegenheit auf meine Motivation für die Ständeratskandidatur sowie meine wichtigsten Ziele einzugehen. Auch die Position zur BTS kann ich nochmals etwas detaillierter schildern. Das ganze Interview gibt es hier zu lesen.
Interview (Silvan Meiler, Thurgauer Zeitung):
Ueli Fisch, sagt Ihnen die Jahreszahl 1928 etwas?
Nein.
Seit diesem Jahr beansprucht die SVP beziehungsweise ihre Vorgängerpartei BGB den Thurgauer Ständeratssitz, den Sie im Herbst angreifen.
Da steht Ihnen aber mit Jakob Stark ein politisches Schwergewicht im Weg.
Das stimmt. Meine Motivation sind die 30000 Stimmen, die ich in den Regierungsratswahlen vor drei Jahren aus dem Stand heraus machte. Damals sagte man auch: «Den kennt man ja nicht.» Obwohl man mir keine Chancen einräumte, wurde ich gewählt, bin dann halt aber als Überzähliger ausgeschieden. Seither bin ich in der Politik aber weiter aktiv geblieben.
Vor allem die gewonnene Volksabstimmung zur Einführung des Öffentlichkeitsprinzips hat Ihre Bekanntheit zusätzlich gesteigert.
Genau. 80 Prozent des Thurgauer Stimmvolkes stimmte zu. Das ist ein Erfolg. Jetzt kennt man mich. Das bewirkt tatsächlich etwas.
Werden Sie auf der Strasse angesprochen?
Ich wurde auch schon mit «Grüezi Herr Fisch» angesprochen und stellte fest, dass ich die Person noch gar nicht kenne.
Ihre Strategie ist klar: Die GLP greift zusammen mit der SP und den Grünen den SVP-Ständeratssitz an. Wie gross erachten Sie die Chancen, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt?
Wir geben zu, dass ein zweiter Wahlgang unser Ziel ist. Dafür rechnen wir uns durchaus realistische Chancen aus. Wir wollen den SVP-Sitz auf unsere Seite bringen und die Zusammensetzung im Parlament ändern.
Haben Sie mit Ihren Mitstreitern die Szenarien schon durchgespielt, wie sie sich bei einem zweiten Wahlgang verhalten würden?
Wir haben abgemacht, dass wir auf jeden Fall unsere Köpfe zusammenstecken werden. Es macht keinen Sinn, dass von uns mehr als eine Person in einen zweiten Wahlgang gehen wird. Diese Abmachung haben wir getroffen. Wir würden uns dann auf eine Person einigen.
Falls Sie einen Nationalratssitz holen und auch im Ständeratswahlkampf hervorragend abschneiden, liegen für die Thurgauer GLP plötzlich zwei Sitze in Bern drin.
Dann wären wir natürlich klar übervertreten, das muss man sagen. Falls uns das aber tatsächlich gelingen sollte, ist es demokratisch zu Stande gekommen. Ich bin ja sowieso immer der Meinung, was demokratisch zu Stande kommt, soll vollzogen werden.
Deshalb sind Sie nun ja auch für die Bodensee-Thurtal-Strasse?
Zur Nationalratskandidatur: Wie gross ist die Enttäuschung, dass keine Zweierlistenverbindung mit den Grünen zu Stande kam? Eine solche hätte Ihre Wahlchancen deutlich erhöht.
Eine gewisse Enttäuschung ist schon da. Doch wir waren vorbereitet auf diesen Entscheid. Ich glaubte am Schluss nicht mehr daran, dass die Grünen Ja sagen. Die Angst vor einem Sitzgewinn für uns Grünliberale und einem Sitzverlust für die SP war bei den Grünen grösser als der Glaube an die einmalige Chance, selber einen eigenen Sitz zu gewinnen.
Sie sind den Grünen eben doch zu wenig links?
Beispielsweise in sozialen Belangen bin ich ein typischer Mittepolitiker im Stil der FDP. Ein Grünliberaler halt, bürgerlich mit grünem Anstrich. Wenn es darum geht, die Aufgaben dem Staat zu überlassen, bin ich sehr zurückhaltend. Grüne, die innen rot sind, denken hier halt anders.
Welche Themen sind auf nationaler Ebene wichtig?
Mir liegt das Klima am Herzen. Wir müssen mit einem guten CO2-Gesetz einen Schritt weiterkommen. Anderseits bin ich klar für das Rahmenabkommen mit der EU. Wir müssen offen sein gegenüber Europa. Aber auch die Altersvorsorge beschäftigt. Die AHV und das BVG sind zu reformieren, Blockaden zu lösen. Und das Pensionsalter muss für Frauen und Männer angeglichen werden. Das sind drei der wichtigsten Themen.
Falls es für Sie weder für den Nationalrat noch für den Ständerat reichen sollte, sieht man Sie dann im Frühling wieder im Wahlkampf um einen Regierungsratssitz?
Daran denke ich allerhöchstens im Hinterkopf. Die GLP wird mit einer Kandidatur kommen. Es gibt ja aber in der Partei nicht nur den Ueli Fisch. Ich bräuchte auch das OK meiner Familie. Dieses habe ich noch nicht.
Ist es für Ihre Familie ein Problem, dass Sie mit Ihrem politischen Engagement so in der Öffentlichkeit stehen?
Es ist eine Belastung. Die dauernden Wahlkämpfe gehen an die Substanz. Uns steht nun ein intensiver Herbst bevor. Ob wir das dann nochmals wollen, ist ungewiss. Es ist ausserdem auch eine finanzielle Frage.
Wie viel Geld wenden Sie für diesen Wahlkampf auf?
Ich habe ein Budget von rund 20000 Franken. Ich bin sehr froh, dass ich einen ganz grossen Teil über Spenden finanzieren kann. Die Partei bezahlt nur den Nationalratswahlkampf, nicht für den Ständerat.
Als Mitglied einer Kleinpartei sind Sie in den Wahlkämpfen immer in einer Aussenseiterrolle. Wie viele Tränen haben Sie schon dem Gedanken nachgeweint, dass Sie als Mitglied einer grossen Mittepartei heute vielleicht Regierungsrat wären?
Ich weiss nicht, ob ich überhaupt jemals Kandidat geworden wäre. In einer grossen Partei wird erwartet, dass man die Ochsentour macht. In der GLP bin ich aber kurz nach meinem Parteibeitritt 2011 vom Listenplatz drei in den Kantonsrat gewählt worden. In der FDP oder CVP wäre das kaum möglich gewesen.
Fotos: Andrea Stalder (Thurgauer Zeitung)
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